Alterssiedlung OMA, Lenzburg

Auftraggeber: Obere Mühle Alterswohnungen AG

Planung/Realisierung: Wettbewerb 2017

Auftragsart: Wettbewerb

Städtebauliche Situation

Die in Nord-Süd Richtung verlaufende Parzelle soll in drei Etappen von Süden her bebaut werden. Ein dreigliedriger Zeilenbau, der Bachstrasse folgend und im Süden abgewinkelt, fasst einen grosszügigen, zusammenhängenden Park. Dieser verbindet sich mit dem bestehenden Garten des Alterszentrums Obere Mühle zu einer neuen Gesamtform. Mit der vorgeschlagenen Volumetrie definiert der Zeilenbau sowohl den Strassenraum der Bachstrasse wie auch den Park und damit die Geländekammer um den Mühleweg. Die Aussicht der Terrassenhäuser im Osten der Anlage und die Alte Mühle im Westen werden respektiert. Das bestehende Alterszentrum wird im Stadtbild weiterentwickelt.

 

Architektonisches Konzept des Zeilenbaus und der Wohnungen

Die Alterswohnungen bilden einen dreigeschossigen, einbündigen Gebäudekörper mit Laubengangerschliessung. Alle Wohnungen haben von den Wohn- und Schlafzimmern eine freie Aussicht, entweder gegen Westen in den Aabachraum (2. + 3.Etappe) oder gegen Süden (1.Etappe). Die Küchen orientieren sich zum Laubengang und zum Park. Alle Wohnungen sind also zweiseitig orientiert. Im Kern der Wohnungen liegen die Badezimmer. Der Laubengang ist Erschliessungs- und Begegnungszone. Mit einer Sitzbanknische vor dem Wohnungseingang bietet er Platz für eine individuelle Balkonnutzung. Dank Laubengangerschliessung kommt der gesamte Zeilenbau mit nur zwei Liften bzw. Treppenhäusern aus. Da der Laubengang vor Witterung schützt aber offen und unbeheizt ist, beschränkt sich das zu beheizende Gebäudevolumen auf die nutzbaren Wohnflächen. Die Fassade zur Bachstrasse ist mural mit grossen Fensteröffnungen ausgebildet. Sie wirkt städtisch und bildet die Wohnnutzung ab. Die leicht mäandrierenden Fassadenfluchten, die eingeschobenen Treppenhäuser und das Spiel der unterschiedlich farbigen Knickarmmarkisen und gliedern und rhythmisieren die Fassade. Die Fassade zum Hof wirkt durch die filigrane Laubengangschicht leicht, transparent und offen - Park und Wohnungen verzahnen sich. Im Bereich der Treppenhäuser entstehen Gemeinschaftsbalkone welche den Blick auch nach Westen eröffnen. Die Passagen im Erdgeschoss dienen zur Erschliessung von der Bachstrasse her und führen das öffentliche Wegnetz von der Mühlegasse zum Aabach hin fort. Die Erschliessung für Transporte erfolgt vom Mühleweg her zu einem gedeckten Zufahrtbereich.

 

Organisation und Zuordnung Aussenräume

Auf der Ostseite des Zeilenbaus entsteht ein weitläufiger Park, welcher sich mit dem Grünraum am Fusse der benachbarten Terrassensiedlung räumlich verbindet. Der grösste Teil der heute auf dem Areal bestehenden Bäume kann erhalten werden. Die landschafts-gestalterische Sprache der Umgebung des Alterszentrums wird aufgenommen und weiterentwickelt. Ein verzweigtes Wegnetz gliedert den Park in verschiedene Vegetationsflächen welche, unterschiedlich bepflanzt, den Jahresverlauf der Flora erlebbar machen. Verschiedene Sitzgruppen laden zum Verweilen ein. Das Wegnetz lässt kleine Spaziergänge, auch mit Gehhilfen zu und schliesst an den primären Aussenbereich des Alterszentrums an. Westlich und südlich des Zeilenbaus ist den Wohnungen ein Grünstreifen mit Staudenbepfanzungen vorgelagert. Die Bäume des Aabachraumes bilden den Horizont, die Bachstrasse wird ausgeblendet.

 

Konstruktionsprinzip, Statisches Konzept und Materialisierung

Der Neubau ist als Massivkonstruktion konzipiert. Ein Massivmauerwerk (zB. Porotherm T7 von ZZ Wancor) wird als wärmedämmende, tragende Fassade eingesetzt. Die Geschossdecken sind in Beton, mit konventionellen Unterlagsböden angedacht. Die Badzimmer- und Steigzonenwände zur Zimmerschicht werden betoniert und halbieren damit die Deckenspannweiten. Sie dienen zudem als Erdbebenaussteifung in Längsrichtung und werden bis ins Untergeschoss geführt. Dasselbe gilt auch für einzelne Wohnungstrennwände, welche die Erdbebenaussteifung in der Querrichtung übernehmen. Die übrigen Wohnungstrennwände können gemauert werden. Alle Wohnungswände und Fassaden liegen übereinander (direkte Lastabtragung). Die Laubengänge werden in Monobeton erstellt, an den Geschossdecken angehängt (thermisch getrennt) und mit Stahlstützen getragen. Für die Fassaden stellen wir uns einen, von Baukörper zu Baukörper leicht variierenden erdfarbigen Verputz vor. Alle inneren Bauteile und Oberflächen sind im Sinne einer einfachen und kostengünstigen Ausführung zu optimieren.

 

Haustechnik

Das Gebäude ist in der geplanten Massivkonstruktion sehr träge (Phasenverschiebung) und bietet einen ausgezeichneten sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz und einen ausgeglichenen Feuchtehaushalt. Da alle Wohnungen zweiseitig orientiert sind, lassen sie sich problemlos querlüften – eine kontrollierte Wohnungslüftungsanlage ist nicht zwingend vorzusehen (über die Badzimmerabluft kann ein minimaler Luftwechsel garantiert werden). Das Gebäude garantiert „Lowtech“ zu „Lowprice“!

 

Wirtschaftlichkeit und Wohnqualität

Das Layout der Anlage, die Erschliessungen, Wohnungsgrundrisse und Konstruktionen sind konsequent mit dem Fokus auf die Wirtschaftlichkeit und die Wohnqualität entwickelt worden.

- frei wählbare Etappierung (von Norden nach Süden oder umgekehrt) in bis zu drei Schritten.

- einfache, kompakte Volumen

- geringe Spannweiten, einfaches statisches System

- konventionelle, bewährte Bauweise, grosse Zahl von anbietenden Unternehmern

- einfache technische Detailierung, nachhaltige Konstruktionen

- Flexibilität im Wohnungsmix (1 ½ - 2 ½ Zimmer Wohnungen)

- einfache, gut möblierbare Wohnungsgrundrisse

- Durchwohnen Ost-West, unterschiedliche Lichtverhältnisse im Tagesverlauf

- „Lowtech“ im Haustechnikbereich, individuelles Lüften von Hand möglich

- Ausgeglichenes Raumklima im Sommer und im Winter dank Gebäudemasse (Trägheit)

- Dämmperimeter auf nutzbare Wohnflächen reduziert

- Mehrfachnutzung Erschliessungsfläche als Balkonfläche (Laubengang)

- attraktives Aussenraumangebot „Wohnen im Park“

- witterungsgeschützte Anbindung an das bestehende Alterszentrum Obere Mühle

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